Relativer Energiemangel im Sport
Verfasst von Ruth Drennan – Ernährungspraktikantin bei Munster Rugby
Offensichtlich brauchen unsere Körper nicht nur Energie zum Trainieren, sondern auch, um grundlegende Funktionen auszuführen, wie die Funktionalität des Gehirns und anderer Organe.
Nichtsdestotrotz gilt es mehr zu beachten, als die Bilanz zwischen Energieaufnahme und trainingsbedingte Energieabgabe. Du musst den Energiebedarf deiner Kunden kennen, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu fördern, da ein Zustand des Energiemangels negative Konsequenzen für die Gesundheit nach sich zieht. Statt Energiebilanz wird der Begriff Energieverfügbarkeit gebraucht, um die Energiemenge (Kalorien) zu beschreiben, die für körperliche Funktionen zur Verfügung steht (Wachstum, Entwicklung, Immunsystem, Menstruation), nachdem die Energiemenge, die beim Training aufgewandt wird, abgezogen wurde.
Was ist RED-S?
Der Relative Energiemangel im Sport (Relative Energy Deficiency in Sports, RED-S) ist ein Syndrom, das ausgelöst wird, wenn die Menge der Energie, die Sportler dem Körper in Form von Nahrung und Flüssigkeit zuführen, geringer ist, als die Energie, die sie beim Sport verbrauchen. Die aufgenommene Nahrung gibt ihnen einfach nicht genügend Energie, um sowohl normale Körperfunktionen als auch das Training zu stützen. Bei extrem aktiven Sportlern versucht der Körper, das Training zu stützen und Energie zu sparen, indem er die Effizienz einiger körpereigener Abläufe herunterfährt oder diese sogar ganz einstellt. Zu diesen gestörten Körperfunktionen können z. B. menstruationsbedingte Probleme, Beeinträchtigung der Knochengesundheit, eine schwächeres Immunsystem und eine schlechtere Ruheherzfrequenz gehören. Für sehr aktive Menschen kann das auch ein höheres Verletzungsrisiko bedeuten.
Wie kommt es zu RED-S?
Zu einer niedrigen Energieverfügbarkeit (Low Energy Availability, LEA) kommt es, wenn nach dem Training nicht mehr genügend Energie bleibt, um die normalen Funktionen eines gesunden Körpers zu unterstützen. LEA kann auf folgende Arten entstehen:
- Unterversorgung mit Energie (unzureichende Energieaufnahme in Form von Nahrungsmitteln und Flüssigkeiten)
- Übertraining (zu viel Energie wird für das Training aufgewendet)
Welche potenziellen Auswirkungen hat RED-S auf die Gesundheit?
Die Abbildung unten zeigt die potenziellen Auswirkungen, die RED-S auf die Gesundheit haben kann und die deine Kunden in verschiedener Weise treffen können:
Verminderte Stärke und Ausdauer
- Höheres Verletzungsrisiko
- Verlangsamter Stoffwechsel
- Verminderte Reaktion auf das Training
- Vermehrte Depression oder Gereiztheit
- Verminderte Fruchtbarkeit
Die Abbildung oben wurde von Constantini N. M., 2002 übernommen und angepasst.
Welche Anzeichen und Symptome weisen auf LEA hin? Und auf RED-S?
- Ausfall der Periode für länger als drei Monate (unregelmäßiger/ausbleibender Monatszyklus)
- Übermäßig eingeschränkte Nahrungsmittelaufnahme/gestörtes Essverhalten – Menge geringer als erforderlich
- Ermüdungsbrüche/niedrige Knochendichte
- Depressive Stimmung/Gereiztheit
- Häufiges Erkranken
- Leistungsabfall
- Ständiges Gefühl von Müdigkeit und Ausgelaugtheit
Wie häufig ist RED-S?
Jüngste Forschungen in Irland zeigen, dass bei 40 % der befragten aktiven Irinnen das Risiko von LEA bestand. Im Gegensatz zu Frauen, die sich in ihrer Freizeit sportlich betätigen, war das Risiko bei jenen Befragten höher, die Leistungssport treiben. Unter den gefährdeten Personen war es dreimal wahrscheinlicher, dass sie aufgrund von Krankheit mehr als 22 Trainingstage verpassten.
Was kannst du tun, um RED-S bei deinen Kunden zu vermeiden?
Stelle sicher, dass sie ihrem Körper ausreichend Energie in Form von Nahrung und Flüssigkeiten zuführen. So gibt es z. B. folgende Möglichkeiten, die Kalorienzufuhr zu erhöhen:
- Stelle sicher, dass sie verstehen, wie viele Kalorien sie für ihr tägliches Leben und ihren Trainingsplan brauchen.
- Empfehle oder besprich die Möglichkeit größerer Portionen mit ihnen.
- Häufigeres Einnehmen von Mahlzeiten – führe Snacks zwischen den Mahlzeiten ein.
- Rate ihnen, Energie in flüssiger Form wie Smoothies auf Milchbasis zu sich zu nehmen, wenn sie nicht mehr essen wollen.
- Integriere kalorienreiche Lebensmittel wie Nüsse, Nussbutter, Avocado, Hummus und Olivenöl in den Speiseplan.
RED-S ist ein zweischneidiges Schwert, da es dazu führen kann, dass deine Kunden nicht mehr trainieren oder ihre Leistungen nicht mehr erreichen, aber es kann auch ihre Gesundheit beeinträchtigen. Beginne damit an, ihnen ihren täglichen Kalorienbedarf ins Bewusstsein zu rufen, indem du sie sowohl auf die Symptome als auch auf die negativen gesundheitlichen Auswirkungen im Falle eines Defizits aufmerksam machst. Identifiziere gefährdete Kunden und sprich einfach mit ihnen darüber, was sie essen und wie sie sich fühlen, um herauszufinden, ob sie mit RED-S zu kämpfen haben. Dann kannst du einige der oben genannten Strategien umsetzen, um ihnen dabei zu helfen, das Problem zu überwinden.
Wenn du ein Personal Trainer oder ein Sportlehrer bist und dich noch nicht für unseren Online-Ernährungskurs angemeldet hast, dann solltest du dich gleicht heute anmelden! Der Kurs umfasst zehn Online-Module. Nach Abschluss erhältst du ein akkreditiertes Zertifikat für den Bereich Ernährung, das von der Gesellschaft für Ernährung ausgestellt wird, und du bekommst Punkte für die kontinuierliche Berufsausbildung von deinem Berufsverband.
HINWEIS: Die folgenden Informationen dienen ausschließlich Bildungszwecken. Sie spiegeln nicht die Meinung von Glanbia Performance Nutrition wider und sind nicht für Marketingzwecke gedacht.
Literaturhinweise
1. Mountjoy M, et al. 2018. IOC-Konsenserklärung zum relativen Energiemangel im Sport (RED-S): Aktualisierung 2018. Br J Sports Med.
2. Loucks AB, Thuma JR. 2003. Gestörte Pulsatilität des luteinisierenden Hormons an einer Schwelle der Energieverfügbarkeit bei regelmäßig menstruierenden Frauen. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism.
3. Stand P. et al., 2007. Die weibliche Sportlertriade. Med Sci Sports Exerc.
4. Drew MK, et al. 2017. Eine multifaktorielle Bewertung von Krankheitsrisikofaktoren bei Athleten, die sich auf die Olympischen Sommerspiele vorbereiten. Journal of science and medicine in sport.
5. Logue DM, et al., 2019. Risiko-Screening einer niedrigen Energieverfügbarkeit bei sportlich und freizeitlich aktiven Frauen in Irland. European journal of sport science.